Wie technische Fehler in der Druckvorstufe Agenturen teuer zu stehen kommen
Gerade ist es wieder irgendwo passiert: In der Kreation einer Agentur hat vor kurzem ein Art Direktor ein Layout für eine Broschüre gemacht. Das Briefing, das seine Kollegin in der Beratung dafür geschrieben hatte, war umfangreich. Der Abstimmungsprozess mit dem Kunden war langwierig gewesen – beim Kunden gibt es neben dem Geschäftsführer noch drei weitere Entscheider. Lange war man sich uneins. Aber schließlich, nachdem auch im letzten noch unrichtigen Rechtstext alles richtig gestellt wurde, kam die alle erlösende Freigabe auf das Layout!
Großer Zeitdruck – wie immer
Weil es sehr schnell gehen musste und der eigentliche Druckunterlagenschluss schon einige Tage zurücklag, musste direkt im Anschluss die Reinzeichnung gemacht werden. Also speicherte der Grafiker die Datei unter einem anderen Namen ab, erweiterte die Bildrahmen der wenigen abfallend platzierten Bilder um den Betrag der Breite des Überfüllers und erstellte dann im Anschluss wiederrum ein PDF-Dokument direkt aus dem Layout-Programm heraus. Wider besseres Wissen wählte er die Vorgabe „Qualitativ hochwertiger Druck“ und schickte das dann auf diese Art entstandene „Druck-PDF“ dem Ansprechpartner bei der Druckerei.
Der wahre Fehler entstand schon viel früher.
Was dann dem Kunden 23.000 mal geliefert wurde, war jedenfalls in keinster Weise das, was er sich vorgestellt hatte: Es war teilweise viel zuviel Farbe auf dem Papier – man hatte sich für eine ungestrichene Sorte entschieden, diese essenzielle Information hat den Grafiker aber nie erreicht. Einige Bilder waren für den Druck in hoher Auflösung einfach viel zu gering aufgelöst und man sah einen unschönen Sägezahneffekt im Bereich von harten Kontrasten an kurvigen Details. Darüber hinaus war aus Zeit- und – unverständlicherweise – auch aus Budgetgründen das Lektorat eingespart worden mit der Folge, dass die selbst getexteten und auch selber „korrekturgelesenen“ Texte teilweise nur so voll waren von vielen Arten von peinlichen Fehlern. Und: Bei zwei der Bilder, die im Original hochbrillante, leuchtende Farben beinhalteten, war von der ganzen Brillanz nichts mehr erkennbar: Sie waren fahl und blass geworden. Das war aus Kundensicht die Hauptursache für den dann nachhaltig vorhandenen Unmut, weil genau die Bilder erst vor kurzem im Zuge eines teuren Fotoshootings erstellt worden waren.
Ursachenforschung
Was war geschehen? Zuerst war das Layout mit keinem definierten Farbmanagement erstellt worden – ganz zu schweigen von der Farbpalette, in der ungeplant einfach Farben durch Einkopieren landeten.
Dann hatte man in der Eile keine einzige Überprüfungsroutine angewandt und es war auch nicht das Druckverfahren in Kombination mit dem gewählten Papier berücksichtigt worden.
Und schließlich verwendete der Ersteller für den Druckdatenexport aus dem Layout-Programm eine zwar „wohl klingende“, aber technisch völlig falsche Voreinstellung. Damit waren es der Fehler zu viele – die Druckerei konnte mit diesen Druckdaten nur mehr ein gänzlich falsches Ergebnis liefern.
Ein Job für den Prepress-Profi
Für mich als erfahrenem Reinzeichner sind es in dieser fiktiven, aber nicht ganz unrealistischen Geschichte viele Fehler, kleinere und größere. Ein paar dieser Fehler hätten nicht zu einem derart schlechten Ergebnis geführt. Zusammen aber konnte nichts mehr anderes entstehen. Der Schaden? Ein Nachdruck in der Druckerei mit zusätzlichen 100% Kosten, die die gesamte Marge des Jobs egalisiert hatten. Und, was viel schlimmer zählte, ein Imageschaden für die Agentur, die damit für die darauffolgende Jahrespräsentation samt anschließender Vertragsunterzeichnung eine denkbar schlechte Ausgangssituation hatte.
Ein Reinzeichner ist wie eine „lebende Checkliste“ – er kontrolliert auf Basis der technischen Parameter des Jobs sämtliche Einstellungen, wenn sie nicht sowieso schon durch Anlegen eines völlig neuen und somit technisch einwandfrei vorbereiteten Dokumentes bestehen.
Die Kosten für die Erstellung der Reinzeichnung und des dann daraus fehlerfrei entstehenden Druckdatendokumentes sind fast marginal gegenüber denen, die aus Gründen eines Nachdruckes und – noch viel schlimmer – aus Imageverlust entstehen.
Haben Sie Fragen zur Umsetzung von Reinzeichnungen und Erstellung von Druckdaten in Ihrem Unternehmen? Gerne spreche ich mit Ihnen im Zuge eines kostenlosen Beratungsgesprächs über Ihre Herausforderungen.
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Ihr Michael Lenhart